Haben Kinder und Jugendliche, bei denen es nach der Impfung mit einem mRNA-Impfstoff zu einer Herzmuskelentzündung gekommen ist, möglicherweise langfristige Schäden? Darauf deutet eine Studie hin. Wie die Ergebnisse einzuordnen sind.
Was fanden die Forschenden in der Studie zu mRNA-Impfstoffen heraus?
„Die Ansammlung des Kontrastmittels in der Herzmuskulatur oder im Herzbeutel weist darauf hin, dass im Gewebe eine Veränderung stattgefunden hat“, erklärt Prof. Dr. Sabine Klaassen, Kinderkardiologin an der Charité Universitätsmedizin Berlin. Welche Auswirkungen diese Veränderung hat, ist momentan unklar. „Deshalb ist es wichtig, dass junge Patienten, bei denen nach einer mRNA-Impfung eine Herzmuskelentzündung aufgetreten ist, regelmäßig an klinischen Nachuntersuchungen teilnehmen“, so Klaassen. Dadurch kann frühzeitig eingegriffen werden, falls Komplikationen auftreten.
„Die Fälle, in denen sich eine LGE zeigt, sind insgesamt sehr selten“, so Klaassen. Auch das Paul-Ehrlich-Institut spricht sich in seinem Bericht zum Sicherheitsprofil der Covid-19-Impfstoffe dafür aus, potenzielle Langzeiteffekte einer mit einer mRNA-Impfung zusammenhängenden Herzmuskelentzündung weiter zu untersuchen.
Wie äußert sich eine Herzmuskelentzündung?
Folgende Beschwerden können auf eine Herzmuskelentzündung, die oft durch Viren, aber unter anderem auch durch Bakterien ausgelöst wird, hindeuten:
- Ausgeprägtes Herzklopfen
- Atemnot
- Brustenge oder Brustschmerzen
- Herzstolpern, Herzrasen
- Abgeschlagenheit, Müdigkeit
- Luftnot
- Wassereinlagerungen in den Beinen (Ödeme)
„Solche Beschwerden sollten auch Kinder und Jugendliche nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern die Ursachen unbedingt ärztlich abklären lassen“, sagt Klaassen. Zumal sich hinter den Symptomen auch andere Ursachen verbergen können.

Was ist bei einer Herzmuskelentzündung unbedingt zu beachten?
„Absolute Schonung ist bei einer Herzmuskelentzündung das A und O“, betont Klaassen. Das bedeutet: Für drei bis sechs Monate sind Sporttreiben und anderweitige große körperliche Anstrengung tabu. Erst nach Untersuchungen und Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt dürfen Belastungen in kleinen Schritten wieder erfolgen. „Gerade wenn diese Schonphase nicht eingehalten wird, ist das Risiko hoch, dass es zu Folgeschäden am Herzen kommen kann“, so Klaassen. Sogar ein schneller Herztod ist möglich.
Je nach Fall erhalten Menschen mit einer diagnostizierten Herzmuskelentzündung kurzzeitig auch hochdosierte Immunglobuline als Infusion verabreicht. „Daneben können im Zuge der Therapie auch Medikamente zum Einsatz kommen, die die Herzfunktion verbessern“, sagt Sabine Klaassen.
Wann werden Kinder und Jugendliche gegen Corona geimpft?
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre, die keine Grundkrankheit wie etwa Diabetes mellitus haben, benötigen nach der aktuellen Empfehlung der beim Robert Koch-Institut (RKI) angesiedelten Ständigen Impfkommission (STIKO) zumeist keine Grundimmunisierung oder Auffrischungsimpfung. Als Gründe nennt die STIKO die überwiegend milden Verläufe, falls jemand in dieser Altersgruppe an Corona erkrankt sowie das sehr geringe Risiko, wegen des Krankheitsverlaufs in ein Krankenhaus eingewiesen zu werden.
Anders sieht es bei Grundkrankheiten mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf aus. In einem solchen Fall sollten laut STIKO Eltern ihre Kinder ab einem Alter von sechs Monaten impfen lassen und diese Impfung einmal im Jahr – im Herbst – auffrischen. Ein Verzicht auf die Auffrischimpfung ist bei gesundem Immunsystem möglich, wenn jemand im Laufe des Jahres sich mit Corona infiziert hatte. Ob und wann im Einzelfall weitere Impfungen erfolgen sollten, sollte man mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt besprechen.
Die Stiko-Impfempfehlung aus dem Januar 2024 ist nach RKI-Angaben nach wie vor aktuell.